Regula Borer Mönchaltorfer Nachrichten / Ausgabe 2|2019
Anfang 2019 hat sich das Familienunternehmen Schatt noch einmal um einen Partner erweitert: Nachdem Getränkehandel Loosli AG in Männedorf, der Chäs Hütte Zollikon GmbH, dem Onlineshop Pepillo.ch sowie der alt bekannten Schatt Getränke AG in Maur und Mönchaltorf, gehört nun auch der Getränkehof Oberland G. Kuhnen AG in Wolfhausen zum «Familienimperium» um die Geschäftsleitung von Hansjörg und Marianne Schatt. Die Grenzen des Tätigkeitsgebiets wachsen weiter.
Ist die Schatt Getränke AG an Kapazitätsgrenzen gestossen, als sie per Anfang Jahr die Getränkehof Oberland G. Kuhnen AG übernahm, fragte ich mich, als ich vom Geschäftsleitungswechsel hörte und daraufhin Hansjörg Schatt um ein Interview bat. «Nein, dass sind wir nicht. Der Getränkehof Kuhnen hatte mit denselben Problemen zu kämpfen wie bereits die Familie Loosli mit ihrem Getränkehandel vor ihm. Sie fanden keine Nachfolger innerhalb der Familie, die den Betrieb weiterführten. Die Gebrüder Kuhnen in dritter Generation übernahmen früh die Geschäftsleitung und waren stets sehr erfolgreich. Zwanzig Jahre später, beide sind nun um die vierzig, wollten sie nochmals etwas ganz anderes machen, dennoch sollte die Familientradition weitergehen. Der Grossvater Kuhnen war ein Pionier auf dem Gebiet des Getränkehandels», so Schatt.
Jedem sein Gebiet «Wir hätten es sehr schade gefunden, wenn ein Familienbetrieb wie Kuhnen seine Tradition hätte beenden müssen, so erklärten wir uns bereit, den Betrieb zu übernehmen. Für uns ist ideal, dass die Unternehmen in unserer Gruppe gebietsangrenzend sind. Schon davor achteten wir darauf, dass wir nicht im Umkreis eines anderen Getränkehändlers wirtschafteten», erzählt Hansjörg Schatt. Loosli AG in Männedorf und Schatt in Maur haben ihr Lager beim Getränkehandel in Mönchaltorf. So kann nun mit zwei Logistikcentern, in Mönchaltorf und bei Kuhnen in Wolfhausen, ein weites Gebiet bedient werden, von Hombrechtikon bis zum Ricken und von Mönchaltorf bis nach Zürich.
Über Generationen hinweg
Hansjörg Schatts Mutter war im Alter von 54 Jahren gestorben, so brauchte der Vater Unterstützung im Unternehmen. Seit 1992 arbeitet Hansjörg Schatt nun im Betrieb. Als er um die dreissig Jahre alt war, stand er am Scheideweg: «Ich wollte ursprünglich studieren, Sportjournalismus, Geschichte oder Psychologie haben mich interessiert. Ich fragte mich, ob ich den Getränkehandel dennoch mit Herzblut führen könnte. Ich habe mich dafür entschieden. Nun bin ich seit 1996 Geschäftsführer.»
«Nahezu alles, was der Kundewünscht, können wir ihm besorgen.»
Bei Kuhnen und Loosli war bis zur Übernahme durch Schatt die jeweils dritte Generation am Werk. Beide Grossväter, Gottlieb Kuhnen aus Bern und Gottlieb Loosli aus der Innerschweiz, wuchsen als Verdingbuben auf und haben ihre Geschäfte aus dem Nichts aufgebaut. Schatt und Loosli Getränke gibt es nun seit 1965, Kuhnen seit 1955. «Versteht man erst, was hinter einem Familienun-ternehmen steckt, ist es auch einfach zu begreifen, wieso diese wichtig für unsere Wirtschaft und für die betreffenden Familien sind. Wir wollten, dass das Geschäft von Kuhnen unter dem Namen weitergeführt wird, und haben auch die Mitarbeiter behalten. Der langjährigste Mitarbeiter zum Beispiel, Hans von Allmen, ist nun schon seit 30 Jahren im Betrieb und hat in dieser Zeit, gemäss seinen Aufzeichnungen, 75000 Tonnen und fünf Millionen Getränke ausgeliefert, solche Mitarbeiter bringen besonders viel Erfahrung mit und sind deshalb sehr wertvoll», so Schatt.
Erfolgsgeschichten
Nun gilt es, alle Unternehmen zusammenzuführen, zu entscheiden, wo die Synergien am besten nutzbar sind und welche Stärken ausgebaut und welche Schwächen abgebaut werden müssen. Der Mönchaltorfer Marco Bongi leitet nun die Betriebe von Loosli und Kuhnen. «Auch logistisch bringen diese Veränderungen einige positive Dinge mit sich. Zum einen, wie erwähnt, die Gebietsab-deckung, dadurch sind die Lieferwege viel kürzer und auf eine Bestellung kann schneller reagiert werden. Zum anderen bringt es Kosteneinsparung und Effizienzsteigerung mit sich, da bei den Lieferanten grössere Mengen bestellt werden können», erklärt Hansjörg Schatt.
Die ganze Gruppe der Schatt Getränke AG hat 45 Mitarbeiter, darunter auch Logistik Lernende. «Wir sind besonders anspruchsvoll, wenn es um die Entscheidung für einen Lernenden geht. Letztes Jahr haben wir deshalb auch keinen passenden für unser Unternehmen gefunden. Bei den Bisherigen können wir wunderbare Erfolgsgeschichten verzeichnen. Zum Beispiel ist Jan Bühler, ehemaliger Lernender, mit 24 Jahren nun leitender Einkäufer beider Lager. Oder wir wurden vom Amt für Migration angefragt, ob wir einen jungen Eritreer für ein zweiwöchiges Praktikum im Betrieb aufnehmen würden. Nach etwas Skepsis haben wir zugesagt. Die zwei Wochen mit Samuel Hagos liefen so gut, dass sich das ganze Team dafür einsetzte, ihm einen Lehrvertrag zu geben. Die Lehre schloss er inzwischen mit Bravour ab, die Abschlussarbeit erhielt die Note sechs und ausserdem eine Auszeichnung von Coca-Cola.»
Unterscheidungsmerkmal
Wieso sind Getränkehandel heute noch erfolgreich nebst dem Angebot grosser Detaillisten, frage ich Hansjörg Schatt. «Nahezu alles, was der Kunde wünscht, können wir ihm besorgen. Das ist eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale. Unser Sortiment ist sehr breit und speziell, wir haben bei unseren 6000 Artikeln, die wir anbieten, vorallem Getränke, die es nicht überall zu kaufen gibt. Gastronomie-Unternehmen gehören zu unseren grossen Abnehmern. Ein Restaurant will natürlich nicht, dass es den Wein, denn sie ausschenken, nebenan im Otto’s viel günstiger zu kaufen gibt. Wir konzentrieren uns ausserdem auf die Dienstleistung und individuelle Kundenbetreuung und organisieren Kundenevents wie den Fondueplausch in der Chäs Hütte oder Weindegustationen.»
Grenzen
Hansjörg Schatt wollte unter anderem Psychologie studieren. Die Mitarbeiterführung habe ihm gezeigt, dass auch inder Praxis als Geschäftsführer solche Kenntnisse mehr als nötig sind. Ob er denn schon einmal diesbezüglich an Grenzen geraten sei, möchte ich von ihm wissen. «Am wichtigsten ist es, Verantwortung und Problemlösungsvorschläge zu delegieren. Man gelangt eindeutig an Grenzen mit 45 Mitarbeitern beim Versuch, alles selbst zu lösen. Mein Führungsstil ist zu 80 Prozent erfolgreich, bei den übrigen 20 Prozent gibt es oft nicht mehr allzu viel zu bewegen, aber das muss man akzeptieren.»
So kann es weitergehen
Grosse Getränkehersteller und -lieferanten wie Carlsberg oder Heineken besitzen die meisten Marktanteile in der Schweiz und üben eine nahezu monopolistische Funktion aus. Kleine und mittelgrosse Getränkehersteller haben sich zusammengeschlossen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Aus der Zusammenarbeit entstand die SwissDrink GmbH, deren Vorgänger durch Gottlieb Kuhnen gegründet wurde und die als Unternehmen ebenfalls sein Art Verbandsfunktion ausübt. Sie hat zum Ziel, die 60 Vertriebsfirmen, die ihr angehören, zu unterstützen und zu fördern. Die DigitalDrink AG ist aus der SwissDrink entstanden und konzentriert sich auf die Weiterentwicklung im Onlinemarkt. Hansjörg Schatt ist sich sicher:«Der Trend geht im Moment hin zu individueller Bedürfnisabdeckung. Es braucht nicht mehr sieben Restaurants in einem 2000-Seelen-Dorf, sondern es braucht weniger, aber spezialisierte Betriebe.»
In etwa fünf Jahren werden Marianne und ich uns mit der Nachfolgeplanung befassen und Kräfte nachholen. Die 18-jährige Tochter will Hebamme werden und ist derzeit nicht in der Linie als Nachfolgerin. Aber wer weiss, was noch alles passiertin fünf Jahren.»
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